Vorgeschmack der Meditation
Du fragst was Meditation ist? Ich sage dir, du kennst die Antwort!
11. September 2001: Terrotanschläge auf World Trade Center in New York, 24. Februar 2022: Russlands Beginn eines großflächigen Krieges gegen die Ukraine. Du fährst ganz gewöhnlich morgens mit dem Auto zur Arbeit und plötzlich passiert vor dir ein Autounfall. Du gehst mit deiner Familie am Sonntag an einem wunderschönen sonnigen, warmen Sommertag durch die Innenstadt spazieren und auf einmal wird eine sich im fortschreitenden Alter befindende Frau überfallen und der Täter rennt mit ihrer Handtasche davon. Du bereitest leckeres Abendessen für deine Familie und hörst auf einmal Schreie deines Sohnes aus dem Garten, der sich beim Fußballspielen den Fuß verdreht hat.
Was haben denn all diese Situationen gemeinsam?
Nun, vermutlich hast du mindestens eine der oben beschriebenen Geschehnisse schon erlebt, oder zumindest andere Alltagsumstände, die dem gewöhnlichen Alltagserleben, dem Erwartetem, sehr abweichen.
In genau diesen ‚außergewöhnlichen‘ oft plötzlich tragischen Momenten, bekommst du einen Vorgeschmack der Meditation.
Genau in diesen Momenten, die scheinbar nicht sonderlich oft vorkommen, die den ganz normalen von dir erwarteten Alltag plötzlich völlig durchbrechen, passiert Meditation.
Genau in diesen Momenten schalten sich jegliche Verstandesaktivitäten plötzlich völlig aus. Alle Probleme, Sorgen, jegliche Identifikationen, das Zeitgefühl, die Vergangenheit, die Zukunft, sämtliche Konzepte, Vorstellungen, Glaubenssätze, alle Ängste, Beziehungsdramen, Körperwahrnehmung, Separationen, Materie, all das findet nicht mehr statt.
In diesem einen Moment bist du völlig präsent, ohne dass es dir bewusst ist. Was in diesen Momenten übrig bleibt ist Wahrnehmung ohne Wahrnehmenden, Sein ohne Seienden, das was ist, ohne dich als den Beobachter, der getrennt vom Geschehenen wäre, pures Sein. Der absolute Tod von allem, was nicht echt ist, alle Identifikationen fallen einfach ab, alle Probleme verschwinden. In diesen Momenten, wo ist die Person und wo sind andere? Wo ist die Vergangenheit und die Zukunft? Wo ist die Identifikation mit dem Körper und wo sind all deine Sorgen und Vorstellungen? Wo sind die Gedanken? Wo ist die Vorstellung von Geburt und Tod?
Genau das ist Meditation.
Hier und jetzt, immer.
Du brauchst dafür nicht mit dem Auto gegen die Wand zu fahren, um die göttliche Gedankenlosigkeit zu sein.
Durch unbeteiligte und unvoreingenommene neutrale Beobachtung der Gedanken und Verstandesaktivitäten wird es stiller und stiller und stiller.
Und die Meditation, die deine Natur ist, kommt immer klarer zum Vorschein.
Was ist Frieden?
Was ist denn der Frieden, von dem immer gesprochen wird?
Ist das etwas erlernbares, was man im Nachhinein kultivieren muss?
Halten in seiner Mitte, voll mit Anstrengung dabei sein, die innere Ruhe pflegen und immer wieder feste Methoden in die Tagesroutine einbauen, weil der Frieden sonst futsch wäre?
Etliche Bücher über innere Balance, Resilienz, Konzepte, 1001 Theorien, positive Psychologie, Meditationsmethoden für den inneren Frieden, Sachbücher, gestapelt bis zur Decke, '... finde deine Mitte, setz dich in den Schneidersitz und komme zur Ruhe, schalte alle Störfaktoren aus, entspanne dich, zünde eine Kerze an.' und und und, etc. etc. etc....
Was wäre denn die Natur dessen, was der Frieden ist, wenn es mit so viel diverser Anstrengung und Bemühungen verbunden wäre?
Eine bedingte, von einer Instanz praktizierende Techniken von Ursache und Wirkung, etwas tun, um was zu erreichen, was jetzt nicht da ist.
An das Gegenteil geknüpft und relativ.
Frieden, der nur sein kann, solange die Erwartungshaltung erfüllt wird. Frieden, der nur sein kann, solange das in Abwesenheit tritt, was den Frieden stört.
Frieden, der nur sein kann, solange die Idee, dessen was der Frieden ist, von anderen scheinbaren Mitmenschen kollektiv geteilt und vorgelebt wird.
Ist das nicht höllisch?
Ist das was der Frieden ist nicht immer da?
Ist das was der Frieden ist, nicht das was du bist?
Ist nicht das, was der Frieden ist, unberührt, ungestört, unveränderbar und immerwährend da?
Ist nicht das, was der Frieden ist unbedingt, unbeeinträchtigt von jeglichen Phänomenen, da die Natur dessen, was der Frieden ist, erst jegliche Phänomene selbst bedingt?
Was ist hier und jetzt und immer da, was nicht bedingt werden kann?
Was ist hier und jetzt persistent da, was nicht nicht sein kann?
Was bist du hier und jetzt?
Was ist da, wenn jegliche Vorstellungen, Ideen, Konzepte, Gedanken, mentale Identifizierungen, Anhaftungen und jegliche Verlangen aufhören?
Was ist da, was die Gedanken wahrnimmt und von diesen nicht beeinflusst werden kann?
Was bist du, was du nicht nicht sein kannst?
Das, was die Natur dessen, was unbedingter Frieden ist.
Ungestört und immerwährend da.
War nie anders und wird nie anders sein.